Samstag, 29. August 2015

Encore: Leopoldsteiner See und Salza

28. August 2015

Hätte ich die SUP-Tour auf der Salza nicht schon zu Wochenbeginn fix vereinbart, wäre ich am Freitag nicht in die Steiermark aufgebrochen. Unfassbar die Ereignisse der letzten Woche auf der A4 in der Nähe von Neusiedl am See mit 71 Todesopfern. Mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgebrochene Menschen, die in einem für Geflügelfleisch vorgesehenen Kühl-LKW ums Leben kommen, eigentlich ermordet werden.



Auch bei meinem Abstecher an den Leopoldsteiner See werde ich mit schrecklichen Ereignissen der Vergangenheit unseres Landes konfrontiert. Auf dem Weg vom Parkplatz zum See komme ich an einer jüdischen Gedenkstätte vorbei. Im April 1945 wurden auf dem Marsch ins KZ Mauthausen hier in der Nähe über 200 jüdische Gefangene von Mitgliedern des Eisenerzers Volkssturms ermordet.


Grauenhaft was sich in der Nähes dieses vermeintlich paradiesischen Bergsees ereignet hat.


Auf dem See darf man mit dem eigenen SUP nicht paddeln. Bei einem kleinen Bootsverleih kann ich mir ein Ruderboot ausborgen (heuer um 7€ pro Stunde) und erkunde das Ufer des sauberen, tiefgrünen Sees vom Wasser aus. Beim Zufluss am Ostende des Sees befindet sich ein schöner Kiesstrand.  


Baden ist erlaubt. Eine kleine Imbissbude versorgt Wanderer und Badende mit Speis' und Trank.


Mein eigentliches Tagesziel, das Camp Salza in Krippau bei Großreifling liegt etwa  eine halbe Autostunde von Eisenerz entfernt.



Um 13 Uhr treffe ich auf Daniel, dem ortskundigen Guide, und Günther mit seinen beiden Zwillingen Lara und Vincent. Günther ist Kitesurfer und Wellenreiter und seine beiden Teenager haben auch bereits Wellenerfahrung in Spanien und Portugal gesammelt.


Mit dem Kleinbus werden wir und die SUP-Ausrüstung zum Einstieg "Petrus II" gebracht. Unsere Ausstiegsstellle wird Saggraben sein. Dann haben wir ungefähr 15km auf der Salza zurückgelegt.


Der Wasserstand der ist sehr niedrig. Unsere 10'6" langen Mistral-Adventures fahren wir ohne Finnen.



Wieder einmal in diesem Sommer brennt die Sonne heiß, das kalte Wasser empfinden wir als angenehme Abkühlung.


Ich versuche möglichst viele der schwierigeren Stellen im Stehen zu bezwingen. Die Wasserwucht ist bei diesem niedrigen Wasserstand nicht besonders hoch, die Gefahr unliebsamen Steinkontakt zu machen dafür umso größer. Bei einer kurzen Schwimmeinlage pralle ich mit dem rechten Oberschenkel heftig an einen Felsen.


Die kommenden ruppigen   Passagen lege ich defensiver an und gehe vor Steinkontakt auf die Knie.


Während unserer Tour machen wir einige kurze Pausen. An tiefen Stellen gibt es die Möglichkeit zum Springen. Günthers Youngsters sind nicht nur auf dem SUP geschickt, sondern wagen auch Sprünge aus großer Höhe.


Nach etwa 12km ist unsere Tour zu Ende. Bis auf ein paar blaue Flecken haben wir alle die SUP-Flußfahrt gut überstanden.


Die dafür notwendige Konzentration hat mich kurz von den gestrigen Nachrichten abgelenkt. Aber bereits auf der Heimfahrt werde ich rasch an die katastrophale Flüchtlingssituation in Europa erinnert. In Vordernberg zwischen Erzberg und Leoben passiere ich ein Auffanglager für Schubhäftlinge. Meine erste Googlerecherche ergibt: hier dürfen nur bereits zur Abschiebung inhaftierte Migranten angehalten werden, aber keine   noch um Asyl ansuchende "Dublin 3"-Flüchtlinge. Ist das wirklich noch so? Angeblich war das Lager im April 2015 noch unterbelegt!


Die SUP-Tour auf der Salza
sollte man nur mit fortgeschrittenen SUP-Kenntnissen und unter Anleitung eines ortskundigen Guides wagen.



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