Dienstag, 26. Juli 2016

Tag 2 - Braunau nach Passau

26.07.2016

Tag der Wehre und Flucht vor dem Gewitter Folge 2
Strecke: ~60km (Umtragungen mitgerechnet)


Mein Tag beginnt um 6 Uhr mit einem Frühstück in einer Braunauer Bäckerei. Auf mein Paddel und mein seltsames Outfit angesprochen erzähle ich von meinem Vorhaben. Ich denke aus Mitleid gibt mir die Verkäuferin eine Topfenschnitte und ein Schokocroissant gratis mit: "Als Reiseproviant."


Motiviert gehe ich kurz vor 7:00 auf Fahrt. Die Bojen die ich im diesigen Licht zu erkennen glaube, erweisen sich beim Näherkommen als im Wasser treibende Schwäne. Die ersten Kilometer nach Braunau geht es noch gut weiter, wenn auch nicht so schnell wie auf der Salzach. Im Auwald steht ein Reh. Bald macht sich der Rückstau von Ering bemerkbar. Bei der Staustufe wechsle ich die Finne meines Boards. Bei der langsamen Fließgeschwindigkeit hätte ich gerne etwas Richtungsstabileres.



Gegen 9:00 höre ich erstes Donnergrollen von rechts. Das Gewitter ist aber noch weit weg. Im Naturschutzgebiet Unterer Inn gelten besondere Befahrungsregeln. Man muss auf der rechten, österreichischen Seite fahren. Anlanden sollte man nicht. Die durch den langsamen Fluss angeschwemmten Sedimente haben die Uferbereiche verlanden lassen. Diese seichten Bereiche wurden in den vergangen Jahrzehnten zum Refugium für hunderte Vogelarten. Einige Meter vor mir springt ein Biber ins Wasser. Kurz vor dem Wehr bei Obernberg kommt das Gewitter bedrohlich nahe. Für die längere Finne ist in Ufernähe das Wasser zu seicht. Ich nehme sie ab und stake das Board ohne Finne durch den Schlick. Ich entscheide mich am Ende des Naturschutzgebiets, zwei Kilometer vor der eigentlichen Umsetzstelle abzuwarten. Das Gewitter zieht aber doch vorbei.


Nach dem mühsamen Umtragen beim Wehr Obernberg geht es weiter zum Wehr vor Schärding. Der Inn wirkt wegen seines trägen Stroms wie ein langer, schmaler See. Vor Schärding fährt man unter der Inntalautobahnbrücke durch.


Die Ufervegetation bleibt idyllisch. Ich sehe einen Eisvogel. Die Staustufe muss allerdings noch bewältigt werden.


Schärding macht einen netten Eindruck. Ich nehme mir aber keine Zeit, weil sich der Himmel bereits wieder verdunkelt.


Diesmal kommen die Wolken von links aus Bayern. Rasch möchte ich weiterkommen und bin bald beim Kloster Vornbach mit vorgelagerter Insel.


Nach dem Kloster kommt eine sehr interessante Passage: die Vornbacher Enge. Im Wasser befindet sich ein Felsen mit Heiligenfigur. Die Strömung nimmt rasch zu. Links über den Hügeln wird der Himmel schwarz. Gleich nach der Vornbacher Enge beginnt das Unwetter.


Ich verfestige mein Board am Ufer und finde Unterschlupf in einer Bäckerei. Die Ortschaft auf österreichischer Seite heißt Wernstein. Gegenüber am Hügel thront Schloss Neuburg. Endlich nach fast zwei Stunden hat sich die Unwetterzelle so weit aufgelöst, dass ich mich zum Weiterpaddeln entschließe. Bis zum Wehr bei Passau/Ingling sind es noch ca. 6 Kilometer. Kurz vor der Staustufe sehen mich am Ufer radelnd meine Schweizer Freunde von der gestrigen Gewitterpause. Sie fotografieren und rufen mir aufmunternd zu. Nach einer letzten Portage habe ich noch 4 Kilometer bis zur Innmündung vor mir. Der Fluss zeigt sich nach Ingling endlich wieder von sportlich fordernder Seite. Der erste Blick auf Passau beeindruckt mich.


Am rechten Ufer lande ich an. Zum Tagesabschluss zeigt sich sogar die Sonne wieder.


Was wird der morgige Tag bringen? Bis jetzt hat mir das instabile Wetter den Rhythmus aufgezwungen. Mein deutscher SUP-Freund Pascal von sup-muenchen-wien.de kommt auch gut voran. Er ist am 20. Juli in München gestartet und möchte auch nach Wien.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen